Was mich diese Woche ganz besonders beschäftigt hat ist Bier. BierBierBier. Ich bin keine Alkoholikerin. Ich bin seit Neustem an einer Ausbildung als Biersommelier interessiert. Craft Beer ist meine Leidenschaft. Astra oder Beck’s fasse ich schon lange nicht mehr an, ohne den Vorsatz mich hemmungslos zu besaufen. Ganz snobby gesagt: Ich präferiere eigenständige Bierprofile. Sozusagen „Spezialitäten“. Ich will Sexiness im Glas. Aber egal ob Porter, Pils oder Bock; der Brauvorgang ist im Grundsatz der Gleiche. Schon immer gewesen. Seit Jahrhunderten wird Gerste, Hopfen, Hefe und Wasser zusammengemischt. Aber was genau da passiert, wusste ich bis vor Kurzem auch nicht. Und das, obwohl ich doch mit meinem ach so ausgewählten Biergeschmack angeben will. Aber dass ich keine genauen Fakten über Brauvorgänge kenne, liegt offensichtlich an der unzureichenden Lehrstoffvorgabe in unserem veralteten Schulsystem. „DAS IST DOCH ALLGEMEINWISSEN!“ habe ich mich selbst angeschrien, als ich über das Brauen und das Bieren recherchiert habe. Hier also Bierbrauen für Dummies:
1. Getreide
Ganz am Anfang steht das Getreide. Gerste, Weizen oder auch Dinkel, wird gewaschen und eingeweicht. Welche Sorte beim Brauen verwendet wird, ist mit ausschlaggebend für Geschmack, Haltbarkeit, Schaum und Aroma des Bieres. Das Getreide wird belüftet in Wasser eingelegt und fängt nach ein paar Tagen an zu keimen. Dann wird es getrocknet („gedarrt“). Malz entsteht. Die Temperaturen bei diesem Prozess entscheiden über die Farbe des späteren Bieres. Je heißer das Trocknen, desto dunkler das Bräu.
2. Maische (immer noch das Getreide)
Das fertige Braumalz wird in die Brauerei gefahren und dort zu Schrot gemahlen. Dann wieder Wasser drauf und bei optimalen Temperaturen die Maische arbeiten lassen. Die Enzyme, die beim Keimen freigesetzt wurden, wandeln jetzt die Malzstärke in Zucker um. Das geht alles ins Wasser über. Der Malzzucker wird quasi aus dem Schrot herausgesaugt.
3. Würze
Die löslichen Stoffe vom Malz sind nun in der Brühe. Somit entsteht die sogenannte „Würze“. Der restliche Schrot ist Malztreber. Dient als Tierfutter.
In der klassischen Würzpfanne kommen nun Hopfensorten ins Flüssige. Je mehr Hopfen und je länger es brodelt, desto mehr Bitterstoffe – das Bier wird also herber. Der ganze Mix wird gefiltert, dann runtergekühlt.
4. Hefe
Die gekühlte Würze wird in den Gärtank gepumpt. Wird es Weißbier, bekommt es jetzt obergärige Hefe, wird es Pils, bekommt es untergärige Hefe zugemischt. Diese setzt den Gärprozess in Gang und wandelt den gewonnenen Malzzucker in Alkohol und Kohlendioxid um. Jetzt knallt’s.
5. Lagerung
Das Jungbier kann sich jetzt einige Zeit erholen. Restzucker wird abgebaut, das Bier wird klarer und die Kohlensäure wird gebunden. Es reift zum verkaufsfertigen Durstlöscher heran und kann nach ein paar Wochen abgefüllt werden.
Für die ganz Korrekten hier der offizielle Brauprozess dargestellt vom Deutschen Brauer-Bund e.V.
Ich habe auf jeden Fall das Gefühl, diese Erkenntnisse haben mich einen Schritt im Leben vorangebracht. Claudia, meinst du ich habe einfach damals den Zeitpunkt verpasst, wo man lernt wie Bier gebraut wird? Oder können doch die wenigsten dieses Wissen aus der Hüfte schießen? Ich muss zugeben, dass ich niemanden direkt danach gefragt habe, weil ich mich nicht als unwissend outen wollte.
Claudia
Ich finde es toll, wenn du dich damit beschäftigst, zumal ich weiß, dass du sehr gern Bier trinkst. Ich würde feine Unterschiede wohl kaum erkennen. Das Astra-Bier bei Pauli ist z. B. nur in guter Gesellschaft zu ertragen. Ich freue mich dann vorher auf ein Jever oder Radeberger Luxus (oder wie das Teil heißt). Allerdings weiß ich gar nicht, wo die Unterschiede sind – schlimm eigentlich. Obwohl mir ein Freund, der mal eine eigene Brauerei hatte, vom heutigen Brau- und Lagerprozess erzählt hat und auch von den verwendeten Zusatzstoffen. Da war es für mich auch endlich mal erklärlich, warum ich keine großen Unterschiede bei den ganzen Industrie-Bieren ausmachen kann. Ist alles die gleiche Suppe.
Seitdem kann ich Bier nur noch genießen, wenn ich es als Absacker trinke. Quasi einen Pfiff, in Österreich „ein sehr kleines Bier“ (100 ml). Handcraft-Biere würden mich als vorwiegenden Wein- und Sekt-Trinker aber durchaus interessieren – und wenn nur als Lösch-Zwerg.
Lass uns bei unserem nächsten Treffen, doch mal eine Bierprobe nehmen. Das gibt es in Berlin und Hamburg wohl inzwischen regelmäßig und auch in jedem Stadtteil.
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