Alles fit im Schritt?

Heute war ich mit einer Freundin bei „Holy Shit Shopping“, einem Design-Markt, auf dem man allerlei schöne Sachen kaufen kann, egal ob für Weihnachten oder andere, demnächst anstehende Anlässe. Es gab einen Bereich für Kulinarisches, einen für Taschen, für Gehäkeltes, für Kunst, Genähtes, Schmuck und so weiter. Überraschend aber angenehm: Ich habe selten so viel Selbstgebranntes angeboten bekommen: Schnäpse, Rum, Gin etc. An diesen Ständen haben wir uns besonders lange aufgehalten! Was mich allerdings noch mehr erstaunt hat war, dass es einen Bereich für, ich nenne es mal Wortakrobatik-Artikel gab. Es waren bestimmt 6–10 Stände, die (teilweise) lustige Sprüche auf ihre Produkte gedruckt, gebatikt, gestrickt, gespuckt und sonst etwas hatten. Einige kannte man schon (gähn) und wollte sie nicht mehr sehen bzw. lesen, andere waren wirklich kreativ und neu (zumindest für uns).

Und dann fiel mir wieder ein, dass ich bei meiner letzten Reise nach Berlin mit zwei Freundinnen extreme Lachkrämpfe – oder besser gesagt Schreikrämpfe – hatte, als uns nach und nach mehr duselige Redewendungen aus den 80ern und 90ern einfielen. Ich weiß nicht mehr womit es begann, aber es hielt das ganze Wochenende an. Wir haben uns köstlich amüsiert. Erzählt man das jemandem, der nicht dabei war, ist es sicherlich nicht lustig, aber wir drei haben zusammen einen Humor, der manchmal schon an Schwachsinn grenzt, und so folgte ein Lachkrampf dem anderen. Die Sprüche/Redewendungen fanden wir allesamt richtig schlimm, aber gelacht haben wir wie verrückt; vermutlich genau deswegen.

Und ein bisschen Schwachsinn ist in der für viele stressigen Vorweihnachtszeit doch mal ganz schön. Daher gebe ich nun mal zum Besten, was ich von unserem Wochenende noch in Erinnerung habe – einfach mal etwas Leichtigkeit:

  • Noch so’n Spruch – Kieferbruch
  • Das darf doch nicht Warstein
  • Herzlichen Glühstrumpf
  • Zum Bleistift
  • Das kann ja noch Eiter werden
  • Ich zeig euch, wo der Frosch die Locken hat
  • Ist dein Vater Glaser?
  • Hast du Säcke vor den Türen?
  • Scheiß die Wand an
  • Hallöchen Popöchen
  • Nicht lang schnacken, Kopf in Nacken
  • Stößchen
  • Alles Klärchen
  • Wunderbärchen
  • Da kann ja Jever kommen
  • Guten Hunger
  • Geh mal eben in die Porzellanabteilung bzw. bin mal eben bei Villeroy & Boch
  • Später, Peter
  • Schankedön
  • Tel Aviv (das muss man wirklich erklären: Ist statt „C’est la vie“)
  • Du machst wohl Faxe, du Haxe
  • Moinsen
  • Tschüssikowksi
  • Tschö mit Ö
  • Bis Dannimanski
  • See you later, Aligator

Auch für Personen gab es wundersame Begriffe

  • Vollspast
  • Vollpfosten
  • Spacko
  • Foliengriller (auf Wunsch von Björn aufgeführt J)
  • Warmduscher
  • Pimmelbirne
  • Affenarsch
  • Mallorca (Sie heißt Mallorca, denn dort war auch schon jeder drauf)

Nun gut, diese Begriffe sind inzwischen ausgestorben. Bei einigen ist das ziemlich schade. Apropos ausgestorben: Es gibt tatsächlich Wörter, die vom Aussterben bedroht sind, weil sie ganz einfach keine Daseinsberechtigung mehr haben. Hierzu fallen mir z. B. ein:

  • Kassettenrekorder (was das?)
  • Bandsalat (was direkt zum Wort davor gehört)
  • Leibesübung
  • Omnibus
  • Sendeschluss
  • Popper
  • Rollschuh
  • Ehebruch
  • Negerkuss (böse böse)
  • Hitparade
  • Kassengestell
  • Lehrling (oder auch Stift)
  • Muckefuck
  • Atombusen (warum sagt das eigentlich keiner mehr?)
  • Kompott
  • Larifari
  • Anorak
  • Dauerlauf
  • Höhensonne
  • Kaiserwetter
  • Zoni
  • Mannequin
  • Wählscheibe (Kinder: das war ein Teil des Telefons)
  • Papperlapapp
  • Oberstübchen
  • Münzfernsprecher (Kinder: das war ein Telefon)

Für die Damen gab es – je nach Verhalten, Optik und Job – Begriffe wie Fräuleinwunder, Animierdame, Ulknudel, Wuchtbrumme, Luder, Hupfdohle, Ische, Thusnelda …

Die Herren mussten sich mit Schwerenöter, Tausendsassa, Aufschneider, Casanova, Graf Koks, Schlawiner u. A. abkämpfen. Hierbei fällt mir auf, dass die Männer dabei deutlich besser wegkamen?!

Meine liebe Maike: Wir haben uns an besagtem Wochenende zwar in Berlin getroffen (und man muss sagen: du hast uns vor schlimmen Clubs bewahrt und uns gezeigt, dass wir uns auch in angesagten Elektro-Clubs wohlfühlen können; was allerdings deiner superben Gesellschaft und unserer positiven „Lets party-and-drink-Tequila”-Einstellung zu verdanken waren), jedoch musstest du dir unsere alten Sprüche nicht antun.

Daher frage ich dich nun: Kennst du welche von den aufgezählten Sprüchen und findest du sie so schlimm wie wir? Und welche gibt es dazu analog in deiner Generation, über die du inzwischen den Kopf schütteln oder auch lachen kannst?

Maike

Ehy, du Luder! Dass du uns hier ein Stück Sprachkultur präsentierst, finde ich hervorragend. Für Wortspielereien und schwachsinnige Bezeichnungen bin ich die richtige Ansprechpartnerin. Die 80er/90er-Redewendungen sind alle fest in meinem Hirn verankert und täglichen Sprachgebrauch integriert. Heißt: DA ERZÄHLSTE MIR NÜSCHT NEUET PUPPI! “Tschüssikowksi”, “Moinsen” und “Noch so’n Spruch – Kieferbruch” verwende ich regelmäßig. Was ich mich beim Lesen gefragt habe: Wie definiert man eine “Pimmelbirne”? Das war nämlich neu.

In der Liste vom Aussterben bedrohter Wörter hast du noch etwas ganz ganz Wichtiges vergessen: Busenfreundin!!!1!!11 Genau so wichtig natürlich auch der Atombusen. Wie geil ist das denn? Spricht man die Frauen auch so direkt an: “Hey na, prächtiger Atombusen”?

Ich muss die Begriffe und Redewendungen demnächst auswendig lernen – damit ist man in jeder Situation mit Schlagfertigkeit und Humor gerüstet. “Affenarsch”, “Scheiß die Wand an” und “Alles Klärchen” kommt eigentlich immer gut an.

Das nächste Mal, wenn ihr in Berlin seid haben wir vielleicht weniger Zitronen im Mund. Dann können wir uns die Begriffe bei Elektro-Musik an den Kopf schreien.

By | 2019-12-30T16:20:31+00:00 15. Dezember 2019|Diese Woche|2 Comments

2 Comments

  1. Maike 16. Dezember 2019 at 9:14 - Reply

    Liebe Claudia,
    in der Porzellanabteilung gingen die Herren „Jürgen würgen“, kamen zurück und sagten „Stück mal ein Rück“, bevor sie sich wieder setzten. Dann goss man sich gemeinsam einen auf die Lampe. Wenn die Dame Glück hatte, trug der Herr eine Jacke, die der von Schimmi irgendwie ähnlich war.
    Schöner Aufsatz meine Liebe, nach all dem Schnaps. Ich sag mal „Lecken, schlucken, beißen“
    Liebe Grüsse von der anderen Maike

  2. Sonja Köhnke 17. Dezember 2019 at 14:44 - Reply

    Formvollendet ;-)))))))))))))))

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