Menstruations-Guide für Männer

DAS geht in uns Frauen vor

Mit dem Teenager-Alter beginnt nicht nur die Zeit der ersten Alkoholexzesse und Pickelauswucherungen, sondern für Frauen auch die Periode. Jeah! Endlich jeden Monat krampfhaft Blut über die Geschlechtsteile loswerden.

Wenn das Massaker sagen wir mal mit 12 Jahren beginnt, bleiben bis zur Menopause, mit vielleicht 50 Jahren, ganze 456 Mal monatliches Bluten. VIERHUNDERTSECHSUNDFÜNFZIG MAL. Und das nur, um immer bereit zu sein, euch lieben Männern den Nachwuchs auszutragen. Falls ihr dem etwas Würdigung zollen wollt, ohne mit eurem weiblichen Umfeld darüber zu lamentieren, was in diesen Horrorwochen überhaupt abgeht, ist das die perfekte Gelegenheit, alles Wissenswerte darüber in 1.024 Wörtern aus der Feder einer Betroffenen zu erfahren.

Da kommt die ganze Suppe her

Männer haben einen Penis. Frauen haben eine Vagina. Auf dieser Wissensebene sind wir hoffentlich alle am selben Punkt angelangt.

Wenn nun ein Kind im Unterkörper der Frau prächtig gedeihen soll, braucht es eigentlich nur zwei Dinge: Erstens eine befruchtete Eizelle, aus der der Hybrid heranwächst und zweitens eine Schleimhaut, in der sie sich zum Wachsen einnisten kann, weil’s da leckere Nährstoffe gibt.

In jedem normal funktionierenden Monatszyklus einer Frau reifen bis zu hundert Eizellen heran, die (Achtung Überraschung!) in den Eierstöcken liegen. Allerdings ist davon meist nur eins fähig, im Fall der Fälle befruchtet zu werden.

Die Gebärmutterschleimhaut („Endometrium“ für Streber) baut sich an der Innenwand der Gebärmutter über etwa 23 Tage auf. Was eklig klingt, besteht eigentlich nur aus Gewebe, Drüsen, Blutgefäßen und Co. Ok, klingt auch nicht besser, ist aber Fakt.

So, wenn die Eizelle jetzt nicht befruchtet wird, ist auch die Schleimhaut für die Katz. Und weil es zu anstrengend für den pragmatischen Körper einer Evastochter ist, diese durchgehend zu durchbluten und würdig zu versorgen, kommt sie einfach weg. Genauso wie die unbenutzte Eizelle. Hormone aus Eierstöcken und Hirn geben das Startsignal, die Muskulatur im Unterleib zu kontrahieren, um Schleim und Eizelle „abzuschütteln“. Blutgefäße = Blut und Kontraktion = Schmerz. Und das war’s eigentlich schon. Jeden Monat aufs Neue ein Cocktail aus Gefühlschaos und Schmerz.

PMS

Prämenstruelle Syndrome sind bei fast allen Frauen die Regel. Für alle Nicht-Betroffenen gilt: Freut euch, dass ihr dem roten Teufel nicht ins Auge blicken müsst. Er protzt gerne mit Stimmungsschwankungen, Gereiztheit und Unterleibsschmerzen. Und genau das ist es, worauf wohl alle blöden Witze und Klischees zur nervigen, blutenden Frau fußen.

So fühlt es sich an

Dass es sich weniger wie ein gemütliches Dahinsegeln auf rosa Wolken in eine Wiedergeburt, als ein blutiger Kampfeinsatz mit Tiefschlägen anfühlt, ist kein Geheimnis. Trotzdem kann niemand den Schmerz exakt beschreiben. Das liegt mitunter an der unterschiedlichen Wahrnehmung und Schmerzempfindlichkeit von Frauen. Manche spüren auch fast nichts. Diese Frauen beneide ich und möchte an dieser Stelle meine Sehnsucht nach schmerzfreien Kampfeinsätzen unterstreichen.

Um nun eure Vorstellungskraft anzukurbeln, habe ich Zeitzeugen zusammengesucht, die beschreiben, wie sich das Elend für sie anfühlt.

Nummer 1 (16 Jahre): Die ersten Tage meiner Regel sind, als würde ein dicker Mann auf meinem Unterleib sitzen. Alles drückt. Zwischenzeitlich habe ich das Gefühl, es wäre weniger schmerzhaft meine Gebärmutter mit einem Messer rauszuschneiden, als diese Krämpfe weiter durchzustehen.

Nummer 2 (18 Jahre): Wenn’s losgeht, sind die ersten beiden Tage die Hölle. Mein Unterleib eskaliert komplett. Als würde jemand in meinen Bauch treten. Mit Wärme und Schmerztabletten ist es aber auszuhalten. Was muss, das muss!

Nummer 3 (24 Jahre): Es fühlt sich an wie ein Luftballon, der nach und nach aufgepumpt wird mit Blut. Mit dem Aufpumpen steigert sich auch meine schlechte Laune. Dann kommt jemand mit einer Nadel und lässt das ganze Ding platzen. Alles kommt raus, jede Wut fällt von mir ab und wandelt sich in Schmerz und Selbstmitleid um.

Nummer 4 (31 Jahre): Als würde mein Uterus aus Gummibändern bestehen, die richtig straffgezogen werden. Wer auch immer das ist, dem wünsche ich in diesen Momenten den Tod. Und als wäre das nicht genug, behandeln mich in dieser Zeit alle ungerecht, deshalb bin ich dauertraurig.

Nummer 5 (50 Jahre): Einige Tage vor der Periode kämpfe ich mit meiner Psyche. Ich bin weinerlich und aggro, von einem Extrem ins Nächste. Meine Brüste und der Bauch schwellen an und ich kriege kurz vorher messermäßige Schmerzen. Wenn dann die ersten Liter Blut entwichen sind, geht’s mir wieder prächtig.

Nummer 6 (52 Jahre): Ich gehöre seit zwei Jahren nicht mehr zu den roten Schwestern. Allerdings hatte ich auch währenddessen nie wirkliche Probleme. Ich hatte etwas Druck auf der Brust, vielleicht drei Mal eine Migräneattacke, habe aber nie richtig gelitten.

Was wir von euch brauchen und nicht brauchen

Liebe Männer, wenn ihr todkrank einer Erkältung erliegt, euer ganzes Leben an euch vorbeizieht und der letzte Atemzug fast getan ist, was bekommt ihr da von uns? Na? Liebe! Und Fürsorge. Wir alle leiden doch mit euch. Wir halten eure Hand, wenn ihr kurz davor seid in den Tod zu gehen. Und wir verlangen nicht exakt die selbe Gegenleistung. Aber ein bisschen Verständnis und Unterstützung sind in diesen Zeiten schon angebracht. Sprüche wie: „Ey die hat ihre Tage, jetzt ist Blowjob-Woche!“ oder „Na biste zickig? Kriegst du etwa deine Tage?“ könnt ihr euch also klemmen.

Akzeptiert die Tatsache dieses Horrorakts, den die Natur bestimmt hat und meidet Frauen nicht, die gerade ihre Tage haben, als hätten sie eine schlimme Krankheit. Ein paar liebe Worte oder eine Umarmung werden als Bonuspunkte angerechnet.

Appell

Ich gestehe, Frauen nerven manchmal wenn sie ihre Tage bekommen. Aber dafür sind die Hormone verantwortlich. Und die Schmerzen, die uns in dieser Zeit zu gebrochenen Wesen machen. Wir haben also eine gute Begründung, uns einmal im Monat aufzuführen wie eine Highschool-Diva. Allerdings sollte doch gerade dann das vermeintlich starke Geschlecht einen kühlen Kopf bewahren und leidende Frauen nicht zusätzlich noch zu quälen.

Wenn ihr also wieder bequem auf dem Sofa Sportschau guckt, eure blutende Partnerin als nervtötend abtut, denkt daran, wem diese 456 Fruchtbarkeitsbekenntnisse etwas nützen. Wir haben die Aufgabe Kinder auszutragen auf’s Auge gedrückt bekommen. Und ich würde es auch nicht ändern wollen. Denn wenn ich sehe, wie Männer schon Schweißausbrüche beim Gedanken ans Waxing bekommen, möchte ich mir nicht vorstellen müssen, in einer Welt zu leben, in der sich das andere Geschlecht jeden Monat in einen sterbenden Schwan verwandelt.

By | 2018-04-08T21:40:42+00:00 03. April 2018|Koryfeen-Geflüster|0 Comments

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