Trendy: ein Begriff für die Kneifzange

Claudia

„Ist das jetzt Trend?“, fragte ich Maike beim Anblick ihres Shirts mit der Aufschrift „Make me melt“, das sie auf einem sommerlichen Eiscreme-Festival trug. Und schon entbrannte eine Diskussion darüber, was trendy ist und wer das eigentlich bestimmt. Wir kamen jedenfalls überein, dass wir keine Fashionistas sind, obwohl ich kurz danach las, dass Statement-T-Shirts jetzt totaaaaaal angesagt sind. War Maike in Berlin also doch heimlich zur Modepuppe geworden und uniformierte sich mit ihren „hippen“ Kommilitonen? Und verfalle ich niemals etwas modisch Angesagtem? Das schrie doch geradezu nach einem Mini-Experiment.

Also schrieb ich Maike.

Mir schien dieser „Auftrag“ einfach zu erfüllen. Nachmittags marschierte ich also in eine international agierende Modehandelskette und riss erstmal ein paar auffällige Kleidungsstücke vom Haken. Dann dämmerte es mir: „Auffällig hat ja nichts mit angesagt zu tun“. Mmmmh, und passen muss es zu meinem Typ ja auch. Also fiel auffällig, hinsichtlich Farbe und Muster, schon mal raus. Inzwischen bildeten sich kleine Schweißperlen über meiner Oberlippe. In meinem Alter sollte es vielleicht nicht ganz so flippig sein: „Wo ist denn hier die Abteilung für gestandene Frauen?“ Im 1.OG sah ich dann – nach einer kurzen Wanderung durch die Kleiderständergassen – ein paar Stücke, die mich stark an eine Sekretärin aus meiner Jugend erinnerten. Ja, dachte ich mir, das könnte es sein. Ich nahm ca. 800 g textilen Sekretärinnen-Look unter den Arm und probierte alles an. Qualitativ ein echter Horror, aber darum ging es ja nicht. Nur ein Teil passte konfektionstechnisch und auch ein wenig zu mir. Das Ergebnis, das mich um 29 Euro erleichterte, seht ihr auf dem Bild.

Maike

Mit einem Rock hätte ich jetzt gar nicht gerechnet, Claudia! Oder, dass es sowas in dem Laden überhaupt zu kaufen gibt. Schön spießig. Aber steht dir gut und du hast das Motto auf jeden Fall getroffen. Das Einzige, was mir noch fehlt, ist eine passende Tasche.

Jetzt zu meinem Shopping-Tag. Zunächst Mal: Ich bin kein Fan der ausgesuchten international agierenden Modehandelskette. Aber immerhin voll billig. Mit 30 Euro kann man sich hier quasi ein neues Outfit im feinsten „Made in China“-Look zusammenstellen.

Ich habe meine kleine Cousine (8 Jahre alt) mitgeschleift. Sie hat die unteren Reihen nach heißen Fummeln gescannt und ich die oberen. Weil ich magnetisch von „Sale“-Schildern angezogen werde und zusätzlich auf alles abfahre, was irgendwie außergewöhnlich aussieht, habe ich mich in eine rosa-metallic-farbene Sportpants verguckt. Auf 10 Euro reduziert. Die ist übrigens zuhause direkt in meine geliebte Klamotten-Sammlung gekommen von Kleidungsstücken, für die erst noch ein Anlass erfunden werden muss. Klar, es ist eine Sporthose. 100-prozentigen Polyester stelle ich mir allerdings eher unangenehm vor, wenn man am Abschwitzen ist. Abgesehen davon bin ich nicht die größte Sportskanone. Natürlich nur, weil ich so wenig Zeit habe. Und gut darin bin, Ausreden zu erfinden.

Für die restlichen 20 Euro habe ich mir einfach den nächstbesten schwarzen Pulli eingepackt, den ich zu fassen bekam. Dass das allerdings dem „typischen Einkaufsverhalten von jüngeren Frauen“ entspricht, bezweifle ich. Aber lustig zu sehen, was du systematisch im „das passt zu mir“-Stil für 30 Euro eingekauft hast, wohingegen es mich ja kein Stück juckt, ob es zu meiner Person passt oder nicht, solange ich’s geil finde.

Claudia

Heißes Höschen Maike. Steht dir sehr gut. Wirkt auf mich auch sehr modisch. Dass das Teil aus reinem Polyester ist, erkenne ich bereits auf dem Bild. Aber für den Preis kann man ja auch nicht viel erwarten.

By | 2018-04-07T21:20:43+00:00 06. April 2018|Experimente|0 Comments

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