In letzter Zeit wurden mir vermehrt „Freundschaften“ von Freunden oder Bekannten mit ihren Ex-Partnern genauer erklärt. Sie erzählten mir, warum sie auch nach der Trennung noch Kontakt halten oder ihre momentane Ausgangslage dem Status „Befreundet“ zufällt.

Vorab: Ich vertrete keine stark determinierte Meinung dazu. Ich habe mir lediglich Gedanken gemacht, warum man mit seinem/r Ex-Partner/in eine Freundschaft aufrechterhalten KÖNNTE und in welchen Fällen man das auch SOLLTE. Oder es eben lieber bleiben lässt:

1. Sex

Meist ist nur eine Person die treibende Kraft, die regelmäßigen Sex mit dem/r Ex-Partner/in in Anspruch nehmen will. Das Ganze sozusagen in Gang bringt, immer mal wieder schreibt oder anruft. „Wir haben uns so lang nicht mehr gesehen“ oder „Ich habe letztens an dich gedacht“ zählen hierbei zu den Klassikern. Das muss nicht unbedingt immer vom männlichen Part ausgehen (außer bei den Schwulen… offensichtlich). Ich kenne genug Frauen, die ihre Ex-Partner regelmäßig kontaktieren, um sich zum Sex zu verabreden – aber Booty Calls zählen für mich sowieso nicht zu den Faktoren, die das Wort „Freundschaft“ rechtfertigen würden. Seid ihr also noch mit eurer/m Ex befreundet und habt ab und zu auch noch Sex? Dann seid ihr keine Freunde, sondern Fuckbuddys.

2. Gemeinsames Hobby

Klingt für manche vielleicht im ersten Moment lächerlich, kann aber tatsächlich einen starken Zusammenhalt fördern, der auch nach der Trennung noch anhält. Egal ob ihr zusammen im Keller Briefmarken sortiert, weiterhin gemeinsam joggen geht oder euch köstlich bei Bierproben amüsiert – solange dort eine Verbundenheit spürbar ist und ihr auf einer besonderen Ebene kommuniziert, würde ich durchaus sagen, dass es das wert ist, die Freundschaft aufrecht zu erhalten.

3. Kinder

Wenn man zusammen Kinder hat, sollte es selbstverständlich sein zu versuchen, eine gute Beziehung aufrecht zu erhalten. Gut, das lässt sich als Kinderlose einfach sagen. Trotzdem denke ich, dass in einer familiären Situation eine Freundschaft extrem vorteilhaft ist. Solange diese stabil ist und es keine phasenweisen Streitigkeiten oder Sex-Rückfälle gibt, ist diese Vertrautheit durchaus empfehlenswert. Das Interesse am gemeinsamen Kind kann sicher als Grundlage für eine starke Verbindung und eben auch Freundschaft gelten.

4. Haustiere

Die abgeschwächte Form von Kindern. Obwohl Hunde ja immer noch als Gegenstände gelten. Egal. Der regelmäßige Kontakt, um gemeinsam angeschaffte Haustiere hin und her zu reichen oder Tierarztkosten zu teilen ist die eine Sache. Es eine Freundschaft zu nennen die andere. Entsteht daraus aber ein gemeinsames Hobby, finde ich diese Beziehung durchaus gerechtfertigt.

5. Gemeinsame Erfahrungen/Erinnerungen

Geht eine schöne Zeit zu Ende liegt es in der Natur des Menschen, sich an Erinnerungen oder Gefühle zu klammern. Diese möglichst lange festzuhalten. Bei den einen ist die Verlustangst stärker ausgeprägt als bei anderen. Das „Festhalten“ halte ich allerdings für keinen gesunden Umgang. Wenn der emotionale Abschluss fehlt, hat auch eine Freundschaft keinen Zweck. Und all die guten Erlebnisse die man hatte, können auch ohne den Kontakt aufrecht zu halten, in Erinnerung behalten werden. Vielleicht sogar unberührter.

6. Gemeinsamer Freundeskreis

Vor allem bei langjährigen Beziehung vermischen sich irgendwann die Freundeskreise. Wenn die Beziehung selbst nicht sogar schon daraus entstanden ist. Das kann nach einer Trennung ziemlich unangenehm sein. Um sich nicht ständig aus dem Weg gehen und die Loyalität der Freunde immer wieder auf den Prüfstand stellen zu müssen, versuchen sich viele Ex-Partner an einer Freundschaft. Oder nennen wir es „Miteinander-Auskommen“. Wenn also in einer geselligen Runde mitgelacht und zugeprostet wird, hinter verschlossen Türen aber die Fetzen fliegen, ist das eine schlechte Grundlage für eine harmonische Verbindung called Freundschaft.

So viel von meiner Seite. Claudia, was hältst von meiner Einschätzung? Willst du weitere Situationen ergänzen?